Brasilien: das Land der großen Dimensionen

Rio de Janeiro
Rio de Janeiro, Zuckerhut und Jesus Statue - Foto: mangostock / depositphotos.com

Die República Federativa do Brasil ist das größte und bevölkerungsreichste Land Südamerikas und das fünftgrößte Land der Erde. Das Territorium Brasiliens bedeckt über 47 Prozent der Fläche vom gesamten südamerikanischen Kontinent. Das Land nimmt eine Fläche von über acht Millionen Quadratkilometern ein. Die Amtssprache in Brasilien ist Portugiesisch, es gibt aber über das Land verteilt noch weitere Sprachen verschiedener Minderheiten. In Brasilien leben mehr als 200 Millionen Menschen. Damit ist die Republik auch das bevölkerungsreichste Land des südamerikanischen Kontinents.

Brasilien grenzt an alle anderen Länder Südamerikas außer an Ecuador und an Chile. Zu Brasilien gehören auch mehrere Inseln im Atlantik. Die Atlantikküste im Osten von Brasilien misst etwa 7.400 Kilometer Länge. Der höchste Berg ist der Pico da Neblina mit 3.014 Metern. Die Hauptstadt Brasilien ist Brasília, eine moderne Metropole mit über 2,5 Millionen Einwohnern und mehr als vier Millionen Einwohnern in der Metropolenregion. Brasilien ist in insgesamt 26 Bundesstaaten unterteilt.

Eine atemberaubende Landesnatur

In Norden grenzt Brasilien an Französisch-Guayana, Surinam, Guyana und Venezuela. Im Nordwesten folgen Kolumbien und im Westen Peru, Bolivien und Paraguay. Im Südwesten und im Süden grenzen Argentinien und Uruguay an Brasilien. Der nördliche Teil Brasiliens hat Anteil am Bergland von Guayana. Hier, im 22.000 Quadratkilometer großen Pico-da-Neblina-Nationalpark im Bundesstaat Amazonas, befindet sich auch die höchste Erhebung, der Pico da Neblina. Teile des Berges gehören zu Venezuela. Erst 1965 wurde der „Nebelberg“ erstmalig von Angehörigen der brasilianischen Streitkräfte bestiegen.

Nach Süden hin bricht das Bergland schroff und unvermittelt ab zum größten tropischen Tieflandgebiet der Erde. Das Amazonasbecken misst insgesamt 4,5 Millionen Quadratkilometer. Weiter nach Süden folgt ein sanfter Anstieg zum Brasilianischen Bergland. Etwa 50 Prozent des brasilianischen Staatsgebietes ist von diesem Bergland bedeckt. In der Küstennähe ist es herausgehoben und erreicht Höhen von weit über 2.500 Metern. Der höchste Berg hier ist der 2.890 Meter hohe Pico da Bandeira. Im Inneren des Landes besteht das brasilianische Bergland aus langgezogenen Abdachungsflächen mit Schichtstufen. Im Südwesten schließlich erstreckt sich östlich des Flusses Paraguay das Tiefland des Pantanal.

Riesige Flüsse und Regenwald

Der wichtigste und größte Fluss Brasiliens ist der Amazonas. Er ist der wasserreichste Fluss der Erde. Eigentlich handelt es sich beim Amazonas mehr um ein Flusssystem. Sein längster Fließweg misst knapp 6.500 Kilometer. Ebenfalls bedeutsame Nebenflüsse des Amazonas sind der Rio Negro, der Rio Madeira, der Rio Icá und der Rio Tapajós. Im Süden des Landes fließen der 1.790 Kilometer lange Uruguay und der der 3.998 Meter lange Paraná. Ein Nebenfluss das fast durchweg aufgestauten Paraná ist der Paraguay, der dem westlichen Nachbarland seinen Namen gab. Ein weiterer Nebenfluss des Paranás ist der Iguazú mit den berühmten Wasserfällen am Ländereck zwischen Argentinien, Brasilien und Paraguay.

 

Brasilien ist nicht zuletzt wegen seiner tropischen Regenwälder eines der artenreichsten Länder der Welt. Es gibt noch viele, weitgehend unberührte Wildnisregionen. Hier wachsen Gummibäume, Fruchtbäume wie der Paranussbaum und Edelhölzer wie Palisander. Es gibt tausende von Farnarten und Orchideen. Auf dem Amazonas und seinen Nebenflüssen wachsen Seerosen und an der Flussmündung üppige Mangrovenwälder. Die teils undurchdringlichen Wälder werden von Tukanen, Kolibris und Papageien bevölkert. Es gibt Wildkatzen wie Jaguar und Puma, Affen, Gürteltiere, Faultiere, Pekaris und Tapire. In einer solchen Wildnis fehlen natürlich auch die Anakondas, Kaimane und Piranhas nicht.

Ein großes Land voller Gegensätze

Die meisten landwirtschaftlichen Flächen Brasiliens befinden sich im Süden des Landes und in den Savannengebieten des mittleren Westens im sogenannten Campo cerrados. Die meisten Menschen jedoch leben in der Nähe der Atlantikküste. Nahe der Küste befinden sich auch fast alle Großstädte des Landes. Die zweitgrößte Stadt nach Sao Paulo mit etwa 7,4 Millionen Einwohnern ist Rio de Janeiro mit etwa mit knapp 6.7 Millionen Einwohnern. In Rio de Janeiro befindet sich wohl auch die berühmtesten Berge des Landes, wenn auch längst nicht die höchsten. Es sind der 710 Meter hohe Corcovado mit der weltbekannten, 30 Meter hohen Erlöserstatue und dem einmaligen Blick über die Stadt und der gerade mal 395 Meter hohe Zuckerhut.

Ein Land mit bewegter Geschichte

Erste Spuren von Menschen konnten schon vor mehr als 10.000 Jahren im Inneren Brasiliens in Lagoa Santa nachgewiesen werden. Skelettfunde von ebenso hohem Alter belegen, dass die Küstengebiete ebenfalls schon vor 10.000 Jahren besiedelt waren. Schon um 6.000 vor Christus begannen die indianischen Ureinwohner Brasiliens Landwirtschaft zu betreiben. Frühe Funde von Keramik datieren auf etwa 1.000 vor Christus. Sie belegen eine Zweiteilung des prähistorischen Brasiliens in einen recht eigenständigen südlichen Teil und in das Amazonasbecken, das von vielen äußeren Einflüssen geprägt sein musste. Die Frühgeschichte Brasiliens weist noch viele Leerstellen auf. In der Zeit vor der portugiesischen Eroberung gab es schon ein Straßennetz und städtische Siedlungen mit Größen bis zu 60 Hektar.

Die Eroberung durch Portugal

Im Jahr 1494 beschlossen Spanien und Portugal die Aufteilung des südamerikanischen Kontinents im Vertrag von Tordesillas. Um 1500 erreichten die Spanier Brasilien. Mit Fahrten entlang der brasilianischen Küste konnte sich aber Portugal seine vertraglich besiegelten Ansprüche sichern. 1532 wurde Sao Vicente gegründet und die systematische Besiedlung und Missionierung durch die Eroberer begann. Das portugiesisch besetzte Brasilien war immer wieder Angriffen durch Franzosen, Niederländern und Engländern ausgesetzt, die jedoch bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts erfolgreich vertrieben werden konnten. Wiederholt kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit Indianern, wobei die indigene Bevölkerung stark dezimiert wurde.

Bis Anfang des 19. Jahrhunderts war Brasilien ein vom Mutterland unabhängiges Vizekönigreich. Mit dem Einmarsch der Franzosen in Portugal übersiedelte der portugiesische Hof im Jahr 1807 vollständig nach Brasilien. 1821 kehrte der Hof nach Europa zurück und Brasilien erklärte ein Jahr später seine Unabhängigkeit. Kronprinz Peter wurde zum konstitutionellen König ausgerufen. Portugal erkannte 1825 die Unabhängigkeit Brasiliens an. Die Einwanderung von Europäern wurde konsequent gefördert. Der Kaffeeanbau war damals der Hauptwirtschaftszweig. Da es an Arbeitskräften fehlte, wurden Sklaven aus Afrika nach Brasilien verschleppt.

Der lange Weg zur Republik

Rassistische Vorurteile wurden in Brasilien jedoch kaum gepflegt und es kam zu einer starken Vermischung von Menschen mit europäischen, afrikanischen und indianischen Wurzeln. Erst 1888 wurde die entschädigungslose Freilassung aller Sklaven durch das Parlament verfügt. Ein Jahr später stürzte ein Militärputsch die Monarchie und eine Republik wurde ausgerufen. Ihre Verfassung orientierte sich an der Verfassung der USA. Brasilien entwickelte sich langsam zum Industriestaat. Immer wieder sorgten in Brasilien extreme Parteien für Unruhen. Präsident Vargas ließ schließlich 1935 die Verfassung aufheben und alle Parteien verbieten.

1945 wurde Vargas zum Rücktritt gezwungen, 1950 erneut zum Präsidenten gewählt, um vier Jahre später durch das Militär wieder zum Rücktritt genötigt zu werden. Jahre unter militärischer Herrschaft folgten. Die Industrialisierung wurde vorangetrieben und die Hauptstadt Brasilia gegründet. 1985 errang Tancredo Neves einen Wahlsieg und es folgte die Nova Repúblika. Erst 1988 trat eine neue Verfassung in Kraft. Seither herrschen in Brasilien relativ demokratische Verhältnisse. Immer mal wieder kommt es zu Fällen von Korruption und Betrug zu Lasten der Bevölkerung. Drogenkriege belasten das Land außerdem.

Die Bevölkerung Brasiliens

Aufgrund seiner bewegten Geschichte ist die Bevölkerung Brasiliens bunt gemischt und das Land ist von vielerlei kulturellen Einflüssen geprägt. Etwa 50 Prozent der Einwohner haben eine weiße Hautfarbe. Etwa 40 Prozent aller Bewohner sind Mulatten, Mestizen und Cafusos. Der restliche Teil ist afrikanischer und asiatischer Abstammung. Die Anzahl der Indios im Land macht gerade mal 0,2 Prozent der Bevölkerung aus. Sie beläuft sich auf etwa 400.000 Menschen und hat seit einigen Jahren wieder zugenommen. Etwa ein Drittel von ihnen lebt in Städten, der Großteil aber im Regenwald unter archaischen Bedingungen.

Urbanes Leben in Brasilien

Die größte Stadt Brasiliens ist Sao Paulo gefolgt von Rio de Janeiro. Weitere große Küstenstädte oder küstennahe Städte sind Porto Alegre, Curitiba, Belo Horizonte, Salvador, Recife, Fortaleza und Belem. Neben der Hauptstadt Brasilia im Landesinneren sind hier noch Pico de Neblina, Manaus und Goiâna nennenswert. Brasilianische Städte sind wahre Melting pots voller Leben und kultureller Vielfalt. Die zwei größten Städte des Landes sind wichtige Wirtschafts-, Finanz- und Kulturzentren. Das urbane Leben ist von der multikulturellen Bevölkerung und von portugiesischen, aber auch italienischen, japanischen, libanesischen und deutschen Einflüssen geprägt.

Feste feiern in Brasilien

Die Brasilianer feiern gern und intensiv Feste. Der Karneval in Rio de Janeiro und weiteren Städten ist nur eines von ihnen. Da Brasilien katholisch geprägt ist, spielen praktisch alle christlichen Feiertage eine große Rolle. Wichtig ist den Brasilianern auch ihr Unabhängigkeitstag am 7. September und natürlich Nossa Senhora Aparecida, der Tag der Erscheinung der Gottesmutter am 12. Oktober. Am 21. April wird in Brasilien des Nationalhelden Joaquim José da Silva Xavier gedacht, der eins gegen die portugiesische Kolonialmacht kämpfte.

Ein aufstrebendes Land

Brasilien ist in wirtschaftlicher, kultureller und sportlicher Hinsicht eines der erfolgreichsten Länder Südamerikas. Es ist am stärksten industrialisiert, hat reiche Bodenschätze und ausgeprägte Handelsbeziehungen zu den USA, Europa und Asien. Brasilien ist die neuntgrößte Volkswirtschaft auf der Welt. Der Dienstleistungssektor spielt ebenfalls eine starke Rolle in Brasilien. Die Landwirtschaft macht hier gerade mal sechs bis sieben Prozent aus. Dank der Rinderzucht ist Brasilien einer der führenden Fleischproduzenten der Welt. Die Reserven an Bodenschätzen wie Eisen, Bauxit, Mangan, Nickel, Kohle, Erdöl- und Erdgas sowie Gold, Silber und Diamanten sind groß und vielfach noch unerschlossen. Jährlich besuchen an die fünf Millionen Touristen das Land mit seinen endlosen weißen Stränden, womit auch der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist.